Sekundäre Pflanzenstoffe
In der modernen Ernährungswissenschaft haben sekundäre Pflanzenstoffe einen festen Platz erobert. Obwohl sie nicht zu den essenziellen Nährstoffen zählen, wird ihnen eine Vielzahl positiver Wirkungen auf den menschlichen Organismus zugeschrieben. Aber was genau sind sekundäre Pflanzenstoffe? Für was sind sekundäre Pflanzenstoffe gut? Und in welchen Lebensmitteln stecken sie?
Was sind sekundäre Pflanzenstoffe?
Sekundäre Pflanzenstoffe sind bioaktive Verbindungen, die als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde und mikrobielle Angriffe in Pflanzen wirken und ihnen als Wachstumsregulatoren dienen. Sie kommen in einer Vielzahl pflanzlicher Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten vor und verleihen diesen ihre charakteristischen Farben.
Warum sind sekundäre Pflanzenstoffe wichtig?
Neben Vitaminen, Mineralstoffen und den essenziellen Nährstoffen wie Fetten und Kohlenhydraten spielen vermutlich auch sekundäre Pflanzenstoffe eine bedeutende Rolle für die Gesundheit des Menschen. So wird angenommen, dass sie zahlreiche Stoffwechselprozesse beeinflussen können.
Sekundäre Pflanzenstoffe gegen oxidativen Stress
Vermutlich leisten sekundäre Pflanzenstoffe einen wichtigen Beitrag dazu, freie Radikale im Organismus unschädlich zu machen. Denn diese setzen die Körperzellen buchstäblich unter Stress: oxidativen Stress.
Was ist oxidativer Stress?
Oxidativer Stress entsteht, wenn im Körper ein Ungleichgewicht herrscht – zwischen der Produktion freier Radikale und der Fähigkeit des Körpers, diese zu neutralisieren. Freie Radikale sind hochreaktive Moleküle, die durch externe Einflüsse wie Umweltverschmutzung, UV-Strahlung und Ozon, aber auch durch körpereigene Prozesse wie die Immunabwehr oder die mitochondriale Atmungskette gebildet werden.
Normalerweise verfügt der Körper über eine natürliche antioxidative Kapazität, ein Schutzsystem, das freie Radikale abfängt und unschädlich macht. Bei starker Belastung oder einem geschwächten Immunsystem kann es vorkommen, dass die freien Radikale überwiegen. Es kommt zu oxidativem Stress. Dieser Zustand führt dazu, dass freie Radikale gesunde Zellen angreifen.
Mitochondrien und die Energieproduktion: So entsteht oxidativer Stress
Die Mitochondrien sind die «Kraftwerke» der Zellen und stellen die erforderliche Energie für zelluläre Funktionen bereit. Im Prozess der Zellatmung oxidieren sie mithilfe von Sauerstoff Nährstoffe aus der Nahrung. Dabei erzeugen sie Adenosintriphosphat (ATP), die Hauptenergiequelle der Zelle.
Bei der Zellatmung entstehen als Nebenprodukt freie Radikale aus Sauerstoff, die zu oxidativem Stress führen und die Zellen sowie die Mitochondrien schädigen können. Die Zellatmung lässt sich mit der Verbrennung von fossilen Brennstoffen vergleichen, bei der beispielsweise Kohlendioxid (CO₂) entsteht, das negative Auswirkungen auf die Umwelt hat.
Wie kommt der Körper zu Antioxidantien?
Antioxidantien sind Moleküle, die den Organismus vor freien Radikalen schützen. Der Körper verfügt über ein Schutzsystem aus körpereigenen antioxidativen Enzymen und Proteinen, für deren enzymatische Aktivität Spurenelemente und Mineralstoffe wie z.B. Selen, Kupfer und Zink wichtig sind.

Sekundäre Pflanzenstoffe als Antioxidantien
Der Begriff «sekundäre Pflanzenstoffe» umfasst eine breite Palette von Substanzen mit unterschiedlichen Strukturen. Insgesamt sind mehr als 100.000 dieser Stoffe bekannt, von denen sich 5.000 bis 10.000 in der menschlichen Ernährung finden.
Beispiele für sekundäre Pflanzenstoffe
- Carotinoide werden bei Menschen mit einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und altersbedingten Augenerkrankungen assoziiert. In Tierversuchen und In-vitro-Studien zeigen sie antioxidative Eigenschaften und beeinflussen das Immunsystem.
- Phytosterine werden beim Menschen mit der Senkung von Cholesterin und einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. In Tierversuchen und in-vitro zeigen sie cholesterinsenkende Eigenschaften.
- Saponine zeigen in Tierversuchen und In-vitro-Studien eine antibiotische und cholesterinsenkende Wirkung
- Glukosinolate werden beim Menschen mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebserkrankungen assoziiert, während sie in Tierversuchen und in-vitro antioxidative und antibiotische Wirkungen zeigen sowie das Immunsystem beeinflussen können.
- Flavonoide sind beim Menschen mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. In Tierversuchen und In-vitro-Studien zeigen sich antioxidative Eigenschaften. Zudem beeinflussen sie das Immunsystem und wirken antibiotisch.
- Protease-Inhibitoren sind beim Menschen mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebserkrankungen verbunden und zeigen in Tierversuchen und In-vitro-Studien entzündungshemmende Wirkungen.
- Monoterpene zeigen bei Tieren und in In-vitro-Studien cholesterinsenkende Wirkungen sowie eine Verminderung des Risikos für bestimmte Krebserkrankungen.
- Phytoöstrogene sind beim Menschen mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert und haben eine schützende Wirkung auf Blutgefässe und Blutdruck sowie auf die Knochen. In Tierversuchen und In-vitro-Studien zeigen sie antioxidative Eigenschaften und beeinflussen das Immunsystem.
- Sulfide sind beim Menschen mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebserkrankungen assoziiert. In Tierversuchen und In-vitro-Studien zeigen sie antibiotische, antioxidative und cholesterinsenkende Wirkungen.
- Phenolsäuren gehören gemeinsam mit den Flavonoiden zu den Polyphenolen. Beim Menschen wird ihnen positive Wirkungen für das Krebsrisiko und oxidativen Stress nachgesagt. Ausserdem werden Sie mit antimikrobiellen, antientzündlichen und blutdruckregulieren Effekten in Verbindung gebracht. In Tierstudien wurde eine schützende Wirkung gegenüber Krebs durch ihre antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften beobachtet.
Wo sind sekundäre Pflanzenstoffe enthalten?
Um eine gute Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen sicherzustellen, empfehlen die Gesellschaften für Ernährung, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte in ausreichenden Mengen zu sich zu nehmen.
Wichtige sekundäre Pflanzenstoffe kommen vor in:
- Karotten, Tomaten, Paprika, Mais, Spinat, Grünkohl, Grapefruit, Aprikosen, Melonen, Kürbis (Carotinoide)
- Nüssen, Sonnenblumenkernen, Sesam, Soja, Hülsenfrüchten (Phytosterine)
- Hülsenfrüchten, Soja, Spargel, Hafer, Süssholzwurzel (Saponine)
- Kohlgewächsen (alle Arten), Rettich, Radieschen, Kresse, Senf, Broccoli (Glukosinolate)
- Äpfeln, Birnen, Trauben, Kirschen, Zwetschgen, Beerenobst, Zwiebeln, Grünkohl, Auberginen, Soja, schwarzem Tee, grünem Tee (Flavonoide)
- Hülsenfrüchten, Getreide (Soja, Reis, Mais, Hafer, Weizen), Kartoffeln (Protease-Inhibitoren)
- Minze, Ingwer, Zitrusfrüchte, Kümmel und anderen Gewürzen (Monoterpene)
- Vollkorngetreide, Sojabohnen, Leinsamen (Phytoöstrogene)
- Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Schnittlauch, Kohlgewächsen (Sulfide)
- grünem Kaffee und Tee, Vollkornprodukten, Weisswein, Beerenobst, Kohlgemüse, Nüssen, Kurkuma, Ginseng, Olivenblätter und Olivenfrucht (Phenolsäuren)